...mir doch egal.
Wiesnkult oder medialer Schwachsinn? Lesen Sie hier das Märchen um die Wahl zur "Herbstfestpersönlichkeit".
Vor rund einem Jahrzehnt gab es einen Herrscher über die regionale Medienwelt. In seinem Königreich befanden sich aktuelle Tageszeitungen, ein Radiosender und sogar eine Fernsehstation die weit über das Inntal hinaussendete. Der Monarch hatte zahlreiche Mitarbeiter und viele Untertanen.
Jahr für Jahr feierte man in diesem Reich ein großes Fest. Man nannte es Herbstfest. Die Feierlichkeiten waren überregional bekannt und auch die Medien des Königs berichteten über dieses Spektakel. Doch trotz der großen Freude, die die Besucher der Veranstaltung immer hatten, wiederholten sich doch die Ereignisse und es war gar nicht so leicht tagtäglich Berichte über dieses Spektakel in die Welt zu setzen.
Da kam aus dem Hause des Herrschers eine Idee: Lasst uns doch eine Schönheit wählen. Ein fesches, bayrisches Madl, die unserem Herbstfest ein Gesicht gibt und repräsentieren wird. Die Leute stehen doch auch solche Wettbewerbe und ganz nebenbei können wir über ihre Erlebnisse und Taten berichten. Und damit das Ganze noch einen modernen Touch erhält, nennen geben wir Ihr den Titel "Miss Herbstfest". Sie bekommt ein Krönchen und eine Scherpe und darf beim Einzug hoch zur Kutsche mit auf das Herbstfest fahren.
Gesagt getan: Die Mitarbeiter des Königs strömten in die Region aus und sollten die schönsten Damen zur Teilnahme am Wettstreit bewegen. Doch am Anfang war es gar nicht so leicht geeignete Kandidatinnen zu finden. Niemand wusste was es mit dieser ominösen Wahl auf sich hatte. Und viele junge Damen hatten eher die Angst "uncool" zu wirken als groß rauskommen.
Doch man konnte eine Miss im ersten Jahr krönen. Es lief alles wie geplant. Man hetzte mit ihr von A nach B. War mal dort präsent und tauchte plötzlich an anderer Stelle auf. Man ließ sie dirigieren, gab ihr Autogrammkarten und fotografierte sie stets. Und schnell war klar: Wir brauchen jetzt jedes Jahr eine solche Gallionsfigur für unsere Wiesn. Und so fand ab diesem Jahr alljährlich eine derartige Wahl statt. Unterschiedlichste Krönungszermonien folgten. Mal waren Sie im Ballhaus, ein ander Mal auf dem feurigen Tatzlwurm, man fand den Weg in Autohäuser, aber auch in urige Wirtshäuser... Die Kandidatinnen und Missen waren ganz unterschiedlich und auch die Bewerberinnen wurden immer mehr. Sie zeigten richtigen Ehrgeiz und veranstalten gleichsam einen eigenen Wahlkampf...
Soweit das Märchen. Willkommen in der Realität.
Auch am heutigem Tage, findet wieder das Finale zur Miss Herbstfest statt. Im Gasthaus Hirzinger in Söllhuben kämpfen unter der Moderation von Franz Knarr die letzten sechs Kandidatinnen um die Wiesnkrone. Mittlerweile sind die Herbstfestbesucher an die Institution der "Miss Herbstfest" gewöhnt. Doch was ist dieses Prozedere eigentlich? Schönheitswettbewerb, einfach nur eine Gaudi oder doch doch nur ein angenehmer Lückenfüller für OVB, RFO und Co? Schaut man auf die Herbstfestseite des Wirtschaftlichen Verbandes glaubt man fast das Herbstfest dreht sich nur noch um diesen Wettbewerb. Die Leute werden richtig angepeitscht für ihre Favoritin zu stimmen. Doch sind wir mal ganz ehrlich: Es ist völlig egal wer gewinnt. Egal ob blond oder braun, 20 oder 25 Jahre bzw. mehr oder weniger bayrischen Touch in der Sprache. Mittlerweile ist die Maschinerie "Miss Herbstfest" so eingespielt, das alles ein Selbstläufer ist. Medien, Sponsoren und Veranstalter arbeiten ganz Hand in Hand. Angefangen vom Auto übers Dirndl bis hin zur Frisur. Und auch die Programmpunkte während der Wiesn haben eine gewisse Konstanz erreicht.
Und wetten, dass auch die diesjährige Miss nach Ende der fünften Jahreszeit offenbart sie sei ganz schön aufgeregt gewesen vor der Eröffungsrede. Und auf die Frage nach Ihrem schönsten Erlebnis wird wohl mit ziemlicher Sicherheit der Herbstfesteinzug, der Wiesnbesuch mit den Behinderten oder das Feuerwerk genannt. The same procedure as every year...
Aber war soll´s. Neben den zahlreichen Schaustellern auf der Wiesn, ist auch dies eine Show für alle Wiesnbesucher.
Und für alle die doch noch das Finalergebnis interessiert:
Miss Herbstfest 2010 ist:
VERENA PRITSCHER aus Prien
Die Anstrengungen haben sich offensichtlich doch gelohnt. Vor rund zwei Wochen versuchte sie noch auf dem Beach Clubbing Bad Aibling zusammen mit einer Freundin einen kleinen Flyer an den Mann zu bringen (und musste leider sehr oft den Kommentar einstecken, dass Ihre Werbung eher wie ein Sterbebildchen wirke)
Aber man hat daraus gelernt, neue Flyer kreiert und sogar ein eigenes Wahlplaket gestaltet. Anscheinend hat´s gefruchtet und wir haben dieses Jahr eine Siegerin, die es auch wirklich werden wollte.
Also: Viel Spaß Miss Herbstfest 2010
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